• September 2024
  • FVM News

Sind Trends wie Digitalisierung oder Mobilitätswende Must-haves fürs Spardepot?

Langfristig orientierte und strategisch gut aufgestellte Investoren halten sich von kurzfristig gehypten Themen eher fern. Das heißt aber sicher nicht, dass für einen strategischen Vermögensaufbau Megatrends ignoriert werden sollten.

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter

Was haben die „Raus-aufs-Land-Bewegung" und der Homeoffice-Trend mit Vermögensaufbau zu tun? Mehr als viele denken. Denn hier zeigt sich ein Wandel unserer Zeit. Während im 19. Jahrhundert im Zuge der industriellen Revolution die Menschen in die Städte strömten, scheint die Digitalisierung zumindest zu einer teilweisen Umkehr dieser Landflucht zu führen. Früher war es praktisch, möglichst nahe an der Arbeitsstelle zu wohnen. Heute, im Zeitalter von Cloud basierter Zusammenarbeit und Videocalls, ist das in vielen Jobs nicht mehr so wichtig. Natürlich trifft das nicht auf alle Bereiche zu. Ein Klempnerbetrieb kann seine Mitarbeiter nicht alle ins Homeoffice schicken und den Einbau einer Heizungsanlage digitalisieren. Aber ob die Buchhaltung von einem Festangestellten in den Büroräumen erledigt wird oder künftig sogar großteils automatisiert von einer Künstlichen Intelligenz, das wird selbst kleinere Betriebe verändern. Solche Trends gilt es auch bei der Geldanlage einzukalkulieren. Denn wer nur auf das Sparbuch setzt, wird die Zukunftsdynamik sicher verpassen.

Zeitalter der Umbrüche
Wir erleben gerade in vielen Bereichen nachhaltige Veränderungen. Das reicht von der Art wie wir unsere Mobilität gestalten bis zu immer ausgefeilteren Methoden, die Gesundheit einer älter werdenden Bevölkerung zu erhalten. In fast allen Bereichen spielen dabei die voranschreitende Digitalisierung sowie die immer stärkere Vernetzung aller möglichen Dinge, gepaart mit dem bisher nur erahnbaren Potenzial der künstlichen Intelligenz, zunehmend eine größere Rolle. Aber was hat das alles mit dem Thema Geldanlage zu tun? Hier kann die letzte große wirtschaftliche Umwälzung, die bereits erwähnte Industrialisierung, ein gutes Beispiel sein. Der immer effizientere Einsatz von Maschinen revolutionierte innerhalb weniger Jahrzehnte viele Produktionsprozesse. Klassisches Beispiel ist die Textilfertigung, bei der die Spinnmaschine und der mechanische Webstuhl innerhalb kurzer Zeit die arbeitsintensive Handarbeit ablösten. 
Die Industrialisierung führte auf der einen Seite zu vielen sozialen Problemen und wirtschaftlichen Pleiten. Aber auf der anderen Seite ermöglichte sie auch vielen Unternehmen den Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Und sie ist letztlich eine der wesentlichen Grundlagen unseres heutigen Wohlstands. Die Risken sehen, aber auch die Chancen nutzen - das sollten langfristig orientierte Geldanleger aus diesem historischen Rückblick mitnehmen.

Potenzial ins Depot holen
Denn natürlich kann niemand genau wissen, was die Zukunft bringt. Aber wer Vermögen über Jahrzehnte in so einer dynamischen Zeit aufbauen möchte, dürfte gut beraten sein, Megatrends nicht zu ignorieren. Aber Vorsicht: Welcher der vielen chinesischen Elektroautobauer sich am Ende durchsetzt oder ob vielleicht doch ein deutscher Hersteller noch das Rennen von hinten aufrollt, das wird erst die Zukunft zeigen. Dass möglichst emissionsfreie Mobilität in den nächsten Jahrzehnten wichtig sein wird, ist dagegen kaum zweifelhaft. Genauso ist es keine weit hergeholte These, dass die Nachfrage nach elektronischen Chips und Rechenleistung mit zunehmender Digitalisierung und immer stärkerer Nutzung der künstlichen Intelligenz tendenziell weiter steigen wird. Das lässt sich auch am Aktienkurs des weltweit führenden Prozessor- und Chipproduzenten Nvidia ablesen. Aber ob sich alle hohen Erwartungen genauso erfüllen, muss sich ebenfalls erst noch zeigen. Ebenso wie Abnehmspritzen heute Hoffnung auf ein Zurückdrängen von Gewichtsfolgeerkrankungen wie Diabetes oder Herzkreislaufproblemen machen und Umsatzblockbuster werden dürften. Welcher Pharmariese sich hier aber am Ende mit welchem Produkt aus der Entwicklungspipeline durchsetzt, ist noch nicht ausgemacht. 
Wer in solch wachstumsstarke Bereiche investiert, muss auch mit Rückschlägen und Kursschwankungen rechnen und wird auch mal daneben liegen. Deswegen ist es gerade in dynamischen Feldern besonders ratsam, sich breit aufzustellen. Statt alles Geld auf einzelne Trendunternehmen zu setzen, empfiehlt sich eine strategische Aufteilung auf viele Wirtschaftsbereiche und Anlageklassen. In einer gut ausbalancierten Vermögensallokation sollten Aktien von etablierten Unternehmen aus verschiedensten Segmenten, festverzinsliche Wertpapiere oder auch eine Edelmetallreserve nicht fehlen. Aber die Chancen von Mobilitätswende, Digitalisierung und Fortschritten im Gesundheitsbereich ganz außen vor zu lassen, ist sehr wahrscheinlich keine besonders gute Strategie.
Denn kennen Sie nicht auch jemanden, der von daheim arbeitet, ein E-Auto gekauft hat oder mit Abnehmspritzen Gewicht verloren hat? Warum sollten Sie diese offensichtlichen Veränderungen nicht bei Ihrer Geldanlage als chancenreiche Beimischung nutzen? 

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden